Zuerst kommen aktuelle Artikel-Links, dann weiter unten
längere Artikel und Analysen aus der deutschsprachigen Presse
über Fairtrade , Kaffee, Klimawandelfolgen,Zertifizierungen, Clean Cloth Campaign
KAFFEEKLATSCH
Frau Müller, FrauMeier, Frau Schulze, Frau Schmidt,
Die saßen zusammen beim Kaffee zu dritt.
Die Vierte war nämlich zu Hause,
Sie hatte Kaffeeklatschpause.
Die anderen aber berieten zu zwein,
Wer von den Vieren die Dritte soll sein,
Und kamen in hitzigen Rate
Zu keinerlei Schlußresultate.
(Kurt Schwitters 1937)
Nmas Mexico : Veracruz : La ley del cafe 12.10.2024
Public Eye CH März 2024
https://stories.publiceye.ch/nestle-kaffee/
Konzernverantwortung CH 03.02.2024
Syngenta/Sucafina Kaffee Brazil Reportage
CNOC Mexico 08.11.2023 PLANTACIÓN DE CAFÉ ROBUSTA EN PUENTE NACIONAL, VERACRUZ
https://www.facebook.com/cnocafe/videos/280767778288856
Public Eye Schweiz Sept.2022 :
https://www.publiceye.ch/de/publikationen/detail/wo-die-schweiz-fuer-nestle-lobbyiert
Crónica de Xalapa 16.11.2022
https://cronicadexalapa.com.mx/cae-precio-del-cafe-de-manera-historica/
Spiegel 14.11.2022 Kaffeekartell
Public Eye ´Wo die Schweiz für Nestlé lobbyiert`, Sept.2022
https://www.publiceye.ch/fileadmin/doc/Magazin/2209_PublicEye_Magazin_37_D_72dpi.pdf
TAZ , Ortega füllt die Kerker ,24.11.2022
https://taz.de/Menschenrechte-in-Nicaragua/!5893941/
Liebe Leute ,
wir machen am 20./21.8.2022 ein Treffen zum Thema Nicaragua Kaffee Import
im Blauen Raum / Mehringhof , an dem Ort wo alles Anfing 1983 ,mit der
Organisierung der 1. Kaffeebrigade nach Nicaragua und infolge die Gründung
der ´Berliner Kaffeegenossenschaft` und dem Import 1986 von ´Sandino Dröhung`
siehe Kino-spot von mir auf meiner HP.
Hier der Einladungstext:
Hallo, wir machen im Vorfeld des WFTO Summits ein Nica-Kaffee-Soli-Treffen am 20./21.August im Mehringhof Berlin.Thematisch wird es um die Aufarbeitung der genossenschaftlichen Importe seit Mitte der 80´ziger Jahre gehen sowie das was daraus aktuell geworden ist:
KAFFEE AUS DIKTATUREN ?
wie in Nicaragua ,El Salvador ,Brasil,Venezuela,Colombia,AFRICA und ASIA
welches Verhältnis haben die Fair Importe wie GEPA /MITKA-El Puente /Ökotopia/Weltpartner/El Rojito (dort Griff der Chef seit Jahren in die Kasse und Schweigegeld wurde gezahlt an jetzige Cafe Libertad Mitglieder ,die sich zuvor aus den Firmen klagten,wie bei Aroma Zapatista+El Rojito) dazu oder machen sie nur noch populistische Cafe Vela Segelboot-touren? CO 2 neutral sind jedenfalls nicht angesichts der 800km LKW Transport, die evtl durch Zertfikate marktgerecht gemacht wurden.
Es soll eine kurze Aufarbeitung dieser Verhältnisse geben ,inkl der Fairtrade Skandale und Korruptionen wie zB bei FIECH ,Chiapas Mexico oder der 1. Zapacoop Mut Vitz, wie in den Arte Dokus über Bananen in der DomRep.
Wir wollen eine weiterführende und offene, transparente Diskussion und nicht Gewissensberuhigung und Ablaßzahlungen.
Diese Diskussion werden wir dokumentieren und dann auf dem
WFTO Kongreß evtl. fortsetzen.
Bleiben wir gespannt! Einige Hintergrundinfos findet ihr auf:
https://cafe-cortado.tem.li
Start: Samstag 10h Essenspausen etc Ende : Sonntag 16h
saludos
Jan Braunholz
+491719639930 cell(no smart)
Dear all ,
we make on 20./21.8.2022 a meeting to the topic Nicaragua coffee import
in the Blue Room / Mehringhof , at the place where it all began in 1983, with the
organizing the 1st coffee brigade to Nicaragua and as a result the founding of the
the ‚Berliner Kaffeegenossenschaftand the import 1986 of 'Sandino Dröhung
.
see cinema spot of me on my HP.
Here the invitation text:
Hello, we make in the run-up to the WFTO Summit a Nica coffee soli meeting on 20/21 August in the Mehringhof Berlin.Thematically it will be about the reappraisal of the cooperative imports since the mid-80’ziger years and what has become of it currently:
COFFEE FROM DICTATORSHIPS ?
like in Nicaragua ,El Salvador ,Brasil,Venezuela,Colombia,AFRICA and ASIA
what is the relation of Fair Imports like GEPA /MITKA-El Puente /Ökotopia/Weltpartner/El Rojito (there the boss reached into the cash box for years and hush money was paid to current Cafe Libertad members who previously sued their way out of the companies, like Aroma Zapatista+El Rojito) or do they only make populist Cafe Vela sailboat tours? CO 2 neutral are in any case not in view of the 800km truck transport, which were made evtl by Zertfikate marketable.
There should be a short reappraisal of these conditions, including the Fairtrade scandals and corruptions such as FIECH, Chiapas Mexico or the 1st Zapacoop Mut Vitz, as in the Arte documentaries about bananas in the DomRep.
We want a continuing and open, transparent discussion and not conscience calming and indulgences.
We will document this discussion and then present it at the
WFTO congress.
Let us stay curious! Some background information can be found at:
https://cafe-cortado.tem.li
new list:
coop-soli-coffee(at)lists.riseup.net
ScienceDaily 19.4.2022 , When the rust settles
The Guardian 14.4.2022 ´Our food system isn´t ready for the climate crisis`
CISPES über die aktuelle Situation in El Salvador vom Mai 2021
https://cispes.org/sites/default/files/final_report_police_and_military_may_31.21.pdf
Greenpeace Mexico über Plastikmüll von Nestle 10.11.2021
Neumann Kaffee – 20 Jahre Vertreibung in Uganda 18.8.2021
Manager Magazin 31.5.2021 über Nestlé
La silla rota veracruz 19.2.21
Spannende Analyse über sog. Combos -Knebelverträge 15.7.2020
https://kaffeemacher.ch/comercio-justo/
https://kaffeemacher.ch/fairtrade-preis/
La Jornada 19.8.2019
https://www.jornada.com.mx/2019/08/19/estados/027n1est
La Silla Rota Mexico 14.7.2019
The Guardian 23.07.2019: is fair trade finished?
Academia de Artes y Ciencias del Café
https://www.facebook.com/watch/?v=2147253765587511&__tn__=-UK-R
Desplome del café alienta la ola migratoria hacia EU : Jornada , 13.6.2018 : http://Desplome del café alienta la ola migratoria hacia EU
Caída de precios de café empurará migración en America Latina 15.5.2019
https://www.eluniversal.com.mx/cartera/caida-de-precios-de-cafe-empujara-migracion-en-al
Sklavenarbeit bei Starbucks und Nestle Farm in Brasilien 3.5.2019
Artikel aus Fruchtportal zu Fairtrade. 26.4.2019
Zukünftig dürfen die Coops nicht mehr selbst über die
Verwendung der Fairtrade-Prämie entscheiden!
https://www.fruchtportal.de/mobil/news/artikel/038481/fairtrade-strkt-rechte-von-kleinbauern
Aufruf der Kleinbauernorganisation SPP zum aktuell niedrigem
Kaffeepreis anläßlich der SCA Boston April 2019
Crónica de una muerte anunciada. La extinción del café mexicano
http://www.unamglobal.unam.mx/?p=63556#
Unterschriftenaktion wg Nestle-Projekt in Mexico https://fairworldproject.salsalabs.org/oppose-nestles-agribusiness-expansion/index.html
Caficultores vs. Nestlé 31.1.2019
https://elceo.com/negocios/cafeticultores-vs-nestle-la-guerra-por-el-cafe-en-veracruz/
Flugschrift Fairer Handel 2015
Fairdammt Fairsiegelt – im Siegel-Dschungel
von Jan Braunholz April 2012
Die Verbraucher sind zunehmend verwirrt und überfordert mit der Vielfalt der Siegel. Und auch die Akteure des Fairen Handels sind sich nicht einig. Neben dem Biosiegel gibt es diverse Siegel, die “nachhaltigen” Anbau versprechen und den Kleinbauern ein besseres Einkommen ermöglichen sollen. Am bekanntesten ist mit Sicherheit das Fairtrade-Siegel, welches just in unserem Land sein 20 jähriges Bestehen feiert. Doch seit seiner Entstehung gibt es auch die Diskussion um das “Für und Wider”, um den Sinn des Fairtrade-Siegels. Stichpunkte dabei sind die zunehmende Ausrichtung auf Supermärkte und Discounter wie Lidl und Aldi, was z.B. der Weltladenszene gar nicht schmeckt. Aber auch die Möglichkeit der Siegelübernahme durch Großkonzerne wie Nestlé rief scharfe Kritik sowohl bei Konsumenten wie auch bei den Kleinbauern-Produzenten-Verbänden hervor.
Gepa führt eigenes Siegel ein
Nun hat ausgerechnet die Gepa, einer der Mitbegründer von Transfair Deutschland, sich dazu entschlossen, sein eigenes Siegel auf einen Großteil der Gepa-Produkte zu bringen. Dies betrifft vornehmlich den Kaffee, das Ur-Produkt des Fairen Handels. Konkret heißt das, es gibt kein Fairtrade-Siegel auf der Mehrzahl der Kaffee-Päckchen, sondern das Gepa Eigensiegel “Fair +“. Die Zertifizierung wird aber weiterhin von Fairtrade International und FLO-Cert gewährleistet, d.h. an den Grundpfeilern des Fairen Handels wie Mindest- und Mehrpreis, Vorfinanzierung und langjährige Handels-Beziehungen, wird nicht gerüttelt.
Übrigens alle diese Grundpfeiler erfüllen die Mitka (Mittelamerikanische Kaffee Im- und Export GmbH) und ihre Mitgliedsgruppen auch ohne das Fairtrade-Siegel! Der Kaffee der Kaffeekampagne “La Cortadora” stammt hauptsächlich aus der Kooperative Santa Adelaida in El Salvador, die Handelspartner von MITKA ist.
Die Gepa will sich zukünftig als Marke in den Mittelpunkt stellen. Klar, ihr Bekanntheitsgrad ist groß, auch durch die Präsenz in Supermärkten und sie können es sich von daher gut erlauben auf das Transfair-Siegel zu verzichten. “Gemeinsam haben wir das Siegel bekannt gemacht und in den Mainstream gebracht”, so die Gepa in ihrer Stellungnahme vom März 2012.
In den Weltläden wird nun dieser Schritt intensiv diskutiert: “Dies ist – 20 Jahre nach Gründung von Transfair – durchaus eine Zäsur für die Weltläden”, denn bei einem Großteil der Produkte wird das Fairtrade-Siegel weitest gehend verschwinden (siehe Stellungnahme Weltladen-Dachverband).
Zukünftig wird nun auch die “Marke Weltladen” in den Mittelpunkt gerückt und die Kommunikation mit KundInnen und den “Marken” der Vollsortiments-Lieferanten wie Gepa, aber auch Dritte-Welt-Partner und El Puente intensiviert. Zitat: „Die Marke „Weltladen“ und die Marken der anerkannten Weltladen-
Lieferanten kommunizieren stärker noch als bisher die Glaubwürdigkeit unserer Arbeit gegenüber den KundInnen.“
Chancen zur Auseinandersetzung darüber bieten die “Weltladen Fachtage und Messe” vom 22.-23. Juni in Bad Hersfeld , wo dem Thema “Entsiegelung” auch ein Diskussionsabend gewidmet wird.
Heftige Diskussion auch auf internationaler Ebene
Doch auch auf dem internationalen Fairtrade-Markt ist eine heftige Diskussion im Gange. Auslöser dafür ist der Austritt von Fairtrade USA aus Fairtrade International (FLO) zum Ende des Jahres 2011. Fairtrade USA nennt sich nun „Fairtrade For All – Comercio Justo Para Todos“. Ziel ist die Verdoppelung des Fairtrade-Absatzes in den USA bis zum Jahr 2015.
Voraus gegangen ist eine seit über 10 Jahren andauernde Diskussion um die Ausweitung der Zertifizierung auf Kaffeegroßplantagen und die veränderten Standards bei FLO. Eigentlich werden bei FLO Kleinbauern Produzenten und Kooperativen zertifiziert. Bei Blumen,Tee und Bananen gibt es jedoch keine kleinbäuerliche Produktionsweise, d.h. es handelt sich dort um zertifizierte Plantagen. Diese Standards will Fairtrade For All (FT4All) nun auch auf Kaffee und zukünftig auch auf Zucker und Kakao ausweiten.
Auch die Standards bei Mischprodukten werden aufgeweicht. Zukünftig sollen bei FT4All bereits Produkte ab 10% Fair-Handelsanteil zulässig sein. Die bisherige Grenze bei FLO zertifizierten Produkten liegt bei 20% und wenn darüber hinaus gesiegelte Zutaten erhältlich sind, sollen diese auch verwendet werden.
FT4All wird in Brasilien nun mit einem Kaffee-Pilotprojekt starten, um die zukünftigen Standards für Großplantagen zu testen und festzulegen. Kleinbauernverbände kritisieren dies vehement, denn sie fürchten um ihre Absatzchancen auf dem Weltmarkt.
Negative Auswirkung auf den gesamten Fairtrade-Markt
Über 70% des weltweit angebauten Kaffees wird von Kleinbauern produziert und der bisherige Fairtrade-Markt kann längst nicht allen Kaffee von Fairtrade-Produzenten aufnehmen, d.h. sie sind gezwungen billiger auf dem konventionellen Markt zu verkaufen. Mit der zukünftigen Ausweitung würden sich ihre Chancen auf dem Weltmarkt zunehmend verschlechtern und das Vorhaben von FT4All Industrie-Kaffee zu versiegeln wäre kontraproduktiv für den gesamten Fairtrade-Markt.
Der Kleinbauern-Produzenten-Verband CLAC (Coordinadora Latinoamericana y del Caribe de Pequenos Productores de Comercio Justo) lehnt FT4All komplett ab und kritisiert das Vorgehen stark. Sie gründeten sich 2004 in Oaxaca/Mexico und sind eng mit Comercio Justo Mexico und Fairtrade Int. verbunden. Sie repräsentieren über 300 Organisationen in 21 Ländern Lateinamerikas und vertreten diese Organisationen gegenüber Fairtrade. Mit ihrer Arbeit haben sie z.B. 2011 erreicht, das der Fairtrade Mindestpreis von 120 ct/lb auf 140 ct/lb angehoben wurde. Dies war seit Jahren überfällig. Auch sie haben nun ein eigenes Siegel entwickelt,
welches sich Tu Simbolo-Your Symbol nennt. Die Mitglieder-Liste von Tu Simbolo ist z.B. in Mexico weitest gehend deckungsgleich mit der Fairtrade-Liste und sie werden ebenfalls von Certimex zertifiziert.
Allerdings sind die Mitka Lieferkooperativen in Mexico und Nicaragua noch nicht eingetreten. Auch die Mitka-Lieferkooperativen für La Cortadora Kaffee, die Kooperativen Santa Adelaida (El Salvador) und Combrifol (Honduras), nicht (in El Salvador ist der Verband Apecafe eingetreten). Bleibt abzuwarten, ob dies geschieht und ob Mitka das auch macht. Die Diskussion darüber ist im Gange.
Problematische Zertifizierung
Im Moment lassen sich also die Kooperativen doppelt zertifizieren. Dabei sind die Kosten bei Tu Simbolo erheblich günstiger. Ob dann zukünftig das Fairtrade-Siegel fallen gelassen wird, ist wohl auch in der Diskussion. Lange mitmachen wird das Fairtrade mit Sicherheit nicht. Ob sich jedoch neue Kooperativen überhaupt die Zertifizierung leisten können, ist auch fraglich. Viele Kooperativen sind z.B. in Mexico nach Einführung der Fairtrade-Gebühren für die Zertifizierung des Siegels ausgetreten. Sie konnten es sich schlichtweg nicht leisten. Dies betraf auch die beiden zapatistischen Kaffeekooperativen Mut Vitz und Cafe Yachil. Schwierig genug war überhaupt sie ins Siegel zu bekommen, welches auf Wunsch der Kooperativen wegen einiger Fairtrade-Importeure in den USA geschah. Einer der Mitbegründer des Fairen Handels, Frans Vanderhoff (Berater bei der Koop Uciri), wollte dies verhindern und beinahe wären erste Lieferverträge mit dem Schweizer Importeur Bertschi geplatzt.
Dieses Caciquentum (Kazike (sp.: cacique) ist eine Bezeichnung für indigene Anführer oder Adlige in Mittel- und Südamerika) war immer ein Hauptkritikpunkt am Fairen Handel in Mexico und hat z.B. bei der Koop Majomut zur Spaltung geführt. Auch gab es immer wieder Fälle von “Coyotismo” seitens der großen Fairhandels-Kooperativen (als Coyoten werden die Zwischenhändler bezeichnet). Inwieweit nun das neue Siegel von CLAC -Tu Simbolo eine Chance auf dem Markt hat, bleibt abzuwarten.
Der Markt ist übersättigt von einer Vielzahl von “Nachhaltigkeits-Siegeln” wie z.B. Utz-Kapeh, Rainforest Alliance, 4 C, Starbucks . Einer Studie von CLAC aus dem Jahr 2010 zufolge haben bereits einige Produzenten in Guatemala die Bio-Zertifizierung zugunsten von Utz verlassen – in Costa Rica passierte selbiges zugunsten von Rainforest und Starbucks. Gründe dafür sind niedrigere Erträge pro Hektar im Bio-Anbau aber auch der zu geringe Bio-Mehrpreis im Verhältnis zum enormen Arbeitsmehraufwand. Hier besteht also auch dringender Handlungsbedarf, so CLAC.
Siegeldiskussion bei der Kaffeekampagne El Salvador
Die Siegeldiskussion wird, wie wir sehen, zunehmend unübersichtlicher und komplizierter und für die Kaffeekampagne El Salvador besteht seit Jahren aus vielen der angeführten Gründe kein Grund ein Siegel zu nehmen. Auch El Rojito hat seit kurzem alle Kaffees siegelfrei, denn beim Fairmaster-Kaffee, der zusammen mit Gepa-Nord in Hamburg vertrieben wird, ist auch das Fairhandels-Siegel verschwunden. Natürlich könnte man sagen, die schwimmen im Kielwasser von
Fairtrade. Von daher ist es umso wichtiger die eigenen Positionen und Diskussionen deutlich und transparent zu vertreten. Dies ist besonders wichtig im Umgang mit den KonsumentInnen und vor allen Dingen im Umgang mit den ProduzentInnen. Denn für wen und für was wird denn eigentlich der Handel gemacht?
Die Kaffeebauern stolpern von Krise zu Krise, verdienen viel zu wenig – nur 4 % des Ladenpreises. Und von Living Wages und Mindestlöhnen und davon, ob die reichen zum Überleben, will ich jetzt gar nicht erst anfangen. Für die Zertifizierer ist es egal für wen oder was und welches Siegel sie zertifizieren. Und der Handel lebt gut davon. Mal schauen wie sich das zukünftig entwickelt. Die Diskussion bleibt spannend.
espanol:
https://cafe-cortado.tem.li/index.php/fairraten-und-fairkauft/donde-no-hay-sellos1/
english:
https://cafe-cortado.tem.li/index.php/fairraten-und-fairkauft/where-there-is-no-label/
francais:
https://cafe-cortado.tem.li/index.php/fairraten-und-fairkauft/fairdammt-fairsiegelt-francais/
Wettlauf um die braune Bohne , WOZ 19.4.2007
Nestlé, Fairtrade-Organisationen und alternative Händler
kämpfen um den Kaffeemarkt in Mexiko
Von Jan Braunholz April 2007
Der Kaffeemarkt ist nach Jahren mit sehr niedrigen Preisen
wieder in Bewegung gekommen. Ernteausfälle infolge des
Klimawandels treiben die Preise insbesondere für edle
Sorten in die Höhe. Doch Kleinbauern profitieren nicht
davon. Weder Fairtrade-Organisationen noch
Lebensmittelkonzerne wie Nestlé zahlen Preise, die das
Überleben der Bauern ermöglichen. Nestlé hat zwar
inzwischen einen löslichen Kaffee mit „Fairtrade“-Siegel im
Angebot, doch das hat bei den Kleinbauern in Mexiko keine
Zustimmung gefunden.
Auf der Webseite von Nestlé findet man wunderbare Texte zur
Nachhaltigkeit. Doch die Realität sieht anders aus. Besonders
im Kaffeeland Mexiko hat Nestlé Schritte eingeleitet, die
insbesondere für die Kleinbauern und Kaffeekooperativen
negative Konsequenzen haben.
Nestlé hat in Mexiko eine marktbeherrschende Stellung auf
dem Kaffeemarkt. 80 Prozent des mexikanischen
Kaffeekonsums besteht aus löslichem Kaffee. Davon besitzt die
Nestlé-Marke „Nescafé“ einen Marktanteil von 80 Prozent. Den
Rest teilen sich Philipp-Morris /Kraft mit einigen regionalen
Marken. Für seinen Nescafé importiert Nestlé seit Jahren
billigen Rohkaffee der Sorte Robusta aus Brasilien, Vietnam,
Indonesien und Ecuador nach Mexiko, ca. 110.000 Sack im
Jahr.
Die Importe halten die Preise in Mexiko niedrig. In Mexiko wird
zwar auch Robustakaffee erzeugt. Doch Nestlé zahlt dafür sehr
geringe Preise, etwa 6 bis 7 Pesos(14 Peso = 1 Euro) pro Kilo.
Seit Jahren protestieren die Kleinbauern gegen die
Niedrigpreise.
Doch davon ließ sich Nestlé nicht beirren und plant seit 2003
ein Großprojekt in der Region Tezonapa, im Bundesstaat
Veracruz, um noch preiswerter an den begehrten Rohstoff zu
kommen, nämlich durch ein eigenes Anbauprojekt für Robusta-
Kaffee. Robusta schmeckt nicht so gut wie die edlere Sorte
„Arabica“ und erzielt deshalb niedrigere Preise. In der Region
Tezonapa wird bisher Arabica-Kaffee angebaut, denn dieser
wächst in Höhen ab 800 Meter besonders gut. Robusta
hingegen wächst in Gegenden zwischen 600 und 800 Meter
Höhe. Nestlé erwartet also von den Bauern, dass sie ihre
Arabicapflanzen vernichten und neue Robustapflanzen setzen,die aber erst in viel bis fünf Jahren beerntet werden können.
Nestlé stellte den Campesinos hohe Absatzzahlen in Aussicht
und fuhr zum Projektauftakt mit vier großen LKW vor, um
Süßigkeiten an die Kinder zu verteilen. Nestlé-Chef Peter
Brabeck-Letmathe versprach einen Schulneubau. Robusta-
Setzlinge wurden in einem französischem Kaffeelabor geklont
und in Tezonapa ausgebracht. Im Jahr 2019 will Nestlé dort bis
zu einer Million Säcke Robustakaffee jährlich ernten, mehr als
die derzeitige gesamte mexikanische Arabicakaffee-Produktion.
Doch die Landarbeiter wehren sich, weil Nestlé weder Preis-
noch Absatzgarantien anbietet. Inzwischen hat die
Landarbeiter- Organisation CIOAC (Central Independiente de
Obreros Agricolas y Campesinos) Delegierte in den Rat der
Verarbeitungsanlage entsandt. Sie wollen gegen das Nestlé-
Projekt stimmen. Der lokale Berater von Nestlé wurde
inzwischen abgezogen.
Warum will Nestlé den Robusta-Anbau in Mexiko durchsetzen?
Der Plan der USA für eine Freihandelszone, die ganz
Lateinamerika und die Karibik mit Ausnahme Kubas umfassen
soll (ALCA/Área de Libre Comercio de las Américas), lässt
Nestlé hoffen, dass es zukünftig den ganzen
lateinamerikanischen Markt mit billig produziertem Nescafé
überschwemmen kann. Um seinen ohnehin schon riesigen
Marktanteil noch zu vergrößern, kauft Nestlé auch andere
Kaffeefirmen auf und schließt sie.
Dies war etwa 2003 in El Salvador der Fall, als Nestlé die alt
eingesessene Firma „Café Listo“ kaufte, schloss und etwa
Hundert Mitarbeiter auf die Strassewarf. Nun gibt es die Marke
„Nescafé Listo“ – hergestellt jedoch in Brasilien. Auch eigene
Produktionsanlagen werden nicht verschont. So wurden in
Argentinien und Chile Nescafé-Fabriken geschlossen – die
Länder werden nun ebenfalls von Brasilien aus beliefert, wo
kürzlich 33 Millionen US-Dollar investiert wurden.
Die mexikanischen Kleinbauern geraten zunehmend in die
Abhängigkeit großer Nahrungsmittelkonzerne. Die Kaffeepreise
sind im Keller, seit 1989 das internationale Kaffee-Abkommen
zusammen brach, welches bisher Angebot und Nachfrage mit
einem einigermaßen festen Preisrahmen regelte. Seither
herrscht der freie Markt, d.h. die Börsen in New York und
London bestimmen den Preis. Doch im Hochland von
Chiapas/Mexiko ist dieses Jahr eine schlechtere Ernte aufgrund
von Klimaschwankungen und den Auswirkungen der Hurrikane
Wilma und Stan zu erwarten. Da die Konzerne auf die guten
Arabica-Qualitäten angewiesen sind, versuchen sie, über lokale
Aufkäufer an die nötigen Mengen zu kommen. Der Preis
schießt deshalb kurzfristig nach oben. Der meiste Profit bleibt
beim Zwischen- und Großhandel hängen, die Kleinbauern haben wenig davon.
Die mexikanischen Kaffeebauern sind zu 80 Prozent Indigene
in den Bundesstaaten Guerrero, Oaxaca, Chiapas, San Luis
Potosi, Nayarit, Colima und Jalisco, die seit jeher zu den armen
Zonen Mexikos zu rechnen sind und infolge dessen immer
wieder von Aufständen und Auseinandersetzungen betroffen
sind. Ausgerechnet Konzerne wie Nestlé und Starbucks engagieren
sich nun mit Kleinprojekten im Fair-Kaffee-Bereich. Nestlé hat
im Oktober 2005 erstmals ein Fairtrade-Siegel für die Marke
„Partner ́s Blend“ bekommen, die auf dem englischen Markt
vertrieben wird. Nestlé reagierte damit auf eine
Öffentlichkeitskampagne von Oxfam, das den Konzern wegen
seiner Einkaufspolitik und Preisdrückerei anprangerte. Die
Siegelverleihung an Nestlé bleibt auch innerhalb der weltweiten
Siegelorganisation „Fair Label Organisation“ (FLO) umstritten.
So sei etwa die Fairhandels-Partnerorganisation „Comercio
Justo Mexiko“ komplett gegen den Fairhandels-Vertrag mit
Nestlé gewesen, erklärt deren Vorsitzender Jeronimo Pruijn.
Die Produzenten kennen den Konzern eher als Auftraggeber
von Aufkäufern, die Kooperativen unter Druck setzen: „Wir
nehmen einen Container Fairtrade-Kaffee und die restlichen
zehn Container zu Weltmarktbedingungen, sonst gehen wir
woanders hin.“ So oder ähnlich erpressten die Einkäufer der
Konzerne die Produzenten, berichtet Fernando Celis von der
mexikanischen Kaffee-Kleinbauernorganisation CNOC
(Coordinadora Nacional de Organizaciones Cafetaleros).
Mariano Santis von der Kooperative OTPC (Organizacion
Tzeltal Productores de Café aus San Juan Cancuc) in Chiapas
sagt, dass selbst die derzeitigen Fairtrade-Mindestpreise nicht
ausreichen, um eine Familie zu ernähren. Hinzu kommt die
miserable Ernte, die im Erntezyklus 2006/2007 aus
Klimagründen um 50 Prozent zurückgegangen ist. 1,21 US-
Dollar pro Pfund plus 15 Dollarcent Aufschlag für Biokaffee
kommen nicht an die derzeit relativ hohen Weltmarktpreise
heran.
Auch in Chiapas regt sich Widerstand, aber nicht gegen die
Kaffeekonzerne, sondern gegen die „Fair Label Organisation“
und deren deutschen Ableger Transfair. Die niedrigen
Abnahmepreise und die hohen Gebühren von FLO und der Bio-
Zertifizierungs-Organisation CERTIMEX (Certificadora
Mexicana de Productos y Procesos Ecologicos) machen den
Kooperativen zu schaffen.
Noch mehr Angst macht den Kleinbauern die Idee von FLO,
auch die Großgrundbesitzer in den Fairhandel einzubeziehen.
Dies und der Eindruck, dass FLO sich zunehmend
Großkonzernen annähere, führt zu einem immer stärkeren
Vertrauensverlust bei Produzenten und Konsumenten. Viele Kleinbauern, die bisher bei Fairtrade mitmachten, verkaufen
inzwischen wieder an „Coyotes“, die Zwischenhändler der Kaffeekonzerne. Durch den 50prozentigen Ernteeinbruch sind
auch diese unter Druck, denn sie brauchen die guten Arabica-
Qualitäten und die Preise stiegen im Dezember und Januar
kräftig an. Für die Kleinbauern, die auch Kooperativen beliefern,
ist es häufig einfacher, an „Coyotes“ zu verkaufen, denn sie
bekommen sofort Geld auf der Hand – noch dazu zum selben
Preis wie beim Fairhandelspartner.
Noch schlechter sieht es für sie aus, wenn sie ihren Kaffee als
„nur-Bio“ verkaufen. Bio-Importeure zahlen keine fairen Preise.
Der Bioanbau ist sehr arbeits-, d.h. kostenintensiv. Viele
Kleinbauern können in der Erntezeit trotz Bedarfs keine
weiteren Hilfskräfte bezahlen. Oft stehen auch gar keine
Wanderarbeiter mehr zur Verfügung. Sie sind schon längst in
den USA, wo der Stundenlohn fünf mal höher liegt als in
Mexiko.
Der alternative Handel regierte schnell auf den lokalen
Preisanstieg. Der alternative Handel hat nicht das Transfair-
Siegel und ist somit auch nicht an dessen Regeln gebunden,
die er als zu marktkonform ablehnt. So zahlen zum Beispiel
amerikanische und kanadische alternative Händler wie die
„Cloudforest Initiative“ und „Cooperate Coffees“ bis zu 1,70 US-
Dollar pro Pfund. Die Hamburger „Kaffee Libertad-Kooperative“
zahlt den zapatistischen Kaffeekooperativen in Chiapas 1,60
US-Dollar. Angesichts der schlechten Ernte und der Konkurrenz
durch die „Coyotes“ sind auch die alternativen Händler zu
Preisaufschlägen gezwungen. Inzwischen kaufen sogar große
Kooperativen in Mexiko von kleineren Kooperativen Kaffee auf,
um die eigenen Lieferverträge erfüllen zu können. Im Hochland
von Chiapas hat ein Wettrennen um die wertvollen
Kaffeebohnen begonnen.
Jan Braunholz, Journalist und Mitarbeiter der Kaffeekampagne
Mexiko/El Salvador- Infostelle El Salvador e.V. Frankfurt/M
https://www.woz.ch/0716/kaffeemarkt-mexiko/der-wettlauf-um-die-bohne
Billiger Kaffee, Junge Welt 19.6.2003
Billiger Kaffee
Mexiko: Konzerne druecken Erzeugerpreise und entziehen Zehntausenden Bauern die Lebensgrundlage
Jan Braunholz
Wie jedes Jahr ernteten die Mitglieder der seit 1997 bestehenden
Kooperative „Mut Vitz“ (Berg der Voegel) im mexikanischen Bundesstaat
Chiapas von Dezember bis Maerz ihren Kaffee. Doch in diesem Jahr
bekommen sie einen noch schlechteren Preis fuer die Bohnen als in den
vergangenen Jahren. Die Zwischenhaendler, genannt Coyotes, zahlen den
Kooperativbauern lediglich sechs bis acht Pesos fuer das Kilogramm
Pergamino (geschaelter Kaffee). Elf Pesos waren im Januar etwa ein
US-Dollar. An den Kaffeeboersen in New York und London pendelte der
Preis in den vergangenen zwei Jahren um die 50 bis 60 US-Dollar pro 100
Pfund.
Grund fuer das niedrige Preisniveau ist ein Ueberangebot an Kaffee aus
Vietnam. Das Land konnte durch Foerdermittel aus den USA und von der
Weltbank seinen Ernteertrag erheblich steigern und auf den Weltmarkt
werfen. Um das dadurch entstandene Ueberangebot aufzufangen, wurde auf
Treffen der kaffeeproduzierenden Laender (APPC) eine freiwillige
Exportminderung um 20 Prozent beschlossen.
Mexiko, das nicht Mitglied dieser Assoziation ist, schloss sich dennoch
dieser Vereinbarung an. Das Land war ausserdem von einer Strafmassnahme
wegen angeblich schlechter Kaffeequalitaet betroffen. Dies bedeutete
einen zusaetzlichen Preisabschlag von 20 US-Dollar pro 100 Pfund.
Verantwortlich dafuer sind, so Fernando Celis von der Nationalen
Vereinigung der Kaffeeorganisationen Mexikos, die Konzerne Amsa,
Expogranos, Cafe California/Neumann, Becafisa, Altria und Nestle, die
den weltweiten Kaffeehandel bestimmen. Sie fuehrten sogar billigen
Robusta-Kaffee (aus den zwei Hauptsorten Robusta und Arabica wird
weltweit der meiste Roestkaffee gemischt, d.R.) aus anderen Laendern
nach Mexiko ein, um den Preis niedrig zu halten. Allein der
schweizerische Nahrungsmulti Nestle soll etwa 110000 Sack importiert
haben.
In Tapachula,
einem Zentrum des Kaffeeanbaus in Chiapas, demonstrierten bereits vor
zwei Jahren Mitglieder der Kooperative ISMAM gegen die Preispolitik,
insbesonders von Nestle. Doch die Krise ist nicht neu. Nach der
Aufloesung des Inmecafe, des nationalen mexikanischen Kaffeeinstituts im
Jahre 1989, gerieten die Kaffeebauern, zu 80 Prozent Indigenas, voellig
in die Abhaengigkeit der grossen Kaffeehaendler und Konzerne. Bis dahin
hatte Inmecafe den Aufkauf und die Vermarktung geregelt.
Wegen ihrer katastrophalern Lebensbedingungen erhob sich 1994 in Chiapas
unter Fuehrung der Zapatisten die indigene Bevoelkerung. Aber auch die
neue Regierung von Vincente Fox machte keine Zugestaendnisse. Sie
praesentierte im Gegenzug einen Investitionsplan fuer die suedoestlichen
Regionen, genannt Plan-Puebla-Panama, der den Ausbau einer
„Ersatzverbindung“ fuer den Panamakanal und die Schaffung weitere
Freihandelszonen mit Maquilas, den beruechtigten Billiglohnfabriken,
die fuer den Weltmarkt produzieren. Doch das wird den Bauern und
Tageloehnern der Kaffeefincas kaum helfen. Etwa 20000 haben bereits 2001
Chiapas verlassen, so Luis Herrera Solis von der Staatlichen
Kaffeevereinigung COSCAFE, um in den USA zu arbeiten. Inzwischen gibt es
Schaetzungen, wonach bis zu 500000 Menschen, die im Kaffeeanbau Geld
verdienten, und insgesamt 1,5 Millionen Menschen in ganz Mittelamerika
aufgrund der Agrarkrise migrierten.
Doch auch die Lage in den Billiglohnfabriken verschaerft sich. Seitdem
China Teilmitglied in der WTO ist, produzieren dortige Arbeiter zu einem
Fuenftel des mexikanischen Lohnniveaus (zirka drei US-Dollar am Tag).
Viele der im sogenannten Maquila-Belt ansaessigen Textil- und
Elektronikbetriebe sind bereits nach China abgewandert.
Ein wenig Hoffnung machen den etwa 600 Mitgliedern der Kooperative „Mut
Vitz“ die Erfolge, die Sie mit fairen und alternativen
Handelsorganisationen in den USA, Deutschland und der Schweiz erzielen.
Diese zahlen zur Zeit etwa doppelt soviel pro 100 Pfund, wie auf dem
Weltmarkt zu erloesen sind. Hinzu kommt ein Bio-Aufschlag. In diesem
Jahr gelang es, die gesamte Ernte zu exportieren. In Deutschland wird
der Kaffee von der Hamburger Kooperative Cafe Libertad unter Anderen in
Weltlaeden vertrieben. Dort gibt es auch Kooperativenkaffee von anderen
indigenen Produzenten aus Oaxaca und Chiapas, der von Gepa und Mitka
importiert wird.
Den Grossteil der Ernte muessen die Produzenten jedoch weiterhin ueber
die Coyotes an die grossen Kaffeehandelshaeuser verkaufen. Und da zahlt
nach Aussagen der Bauern beispielsweise Nestle nur sechs Pesos fuer den
Pergamino-Kaffee. Doch selbst dies ist dem Konzern zu teuer. Ein Skandal
ist auch, dass Nestle seit kurzem ein eigenes Anbauprojekt bei Veracruz
durchzieht. 2019 will das Unternehmen bis zu einer Million Sack Robusta
ernten, was mehr als die derzeitige mexikanische
Arabica-Kaffeeproduktion ist. In Lateinamerika dominiert der Konzern
schon bis zu 80 Prozent vom Kaffeemarkt, und die Lage fuer die
Produzenen verschaerft sich zunehmend. Dies war auch Thema bei den
Agrarverhandlungen zwischen Bauernorganisationen und mexikanischem
Staat. Ende Januar gingen ueber 100 000 Agrarproduzentinnen und-
Produzenten in Mexiko-City fuer ihr wirtschaftliches und reales
Ueberleben auf die Strasse.
https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/artikel/37731.billiger-kaffee.html
FRANKFURTER RUNDSCHAU 8.5.2001
Für eine Hand voll Dollars von Jan Braunholz
Mexikos Kaffeeanbau steckt wegen des dramatischen Preisverfalls auf de m
Weltmarkt in einer schweren Krise
Von Jan Braunholz
Wie jedes Jahr ernten die Mitglieder der seit drei Jahren bestehenden
Kaffeekooperative “ Mut Vitz“ von Dezember bis März ihren Kaffee. Doch
dieses Jahr bekommen sie einen viel schlechteren Preis als in den
vergangenen Jahren. Die Zwischenhändler, “ Coyotes“ genannt, zahlen nur
sechs bis acht Pesos pro Kilo , das sind umgerechnet etwa 1,80 Mark pro
Kilo. Folge der schlechten Preise am Weltmarkt. Auf den Kaffeebörsen in
New York und London pendelte der Preis in den letzten Monaten um die 60
bis 70 US-Dollar pro 100 Pfund, etwa die Hälfte vom letztjährigen Preis.
Ausgelöst wurde der Preisverfall durch ein Überangebot von Kaffee aus
Vietnam, das in den letzten Jahren durch spezielle Förderungsmittel aus
den USA seinen Ernteertrag erheblich steigern konnte. Um dies wieder
aufzufangen, wurde auf den Treffen der Kaffee produzierenden Länder
(APPC) ein freiwilliger Exportrückgang um 20 Prozent beschlossen.
Mexiko, das nicht Mitglied dieser Assoziation ist, schloss sich dieser
Vereinbarung an. Mexiko ist außerdem von einer Strafmaßnahme auf Grund
schlechter Kaffeequalität betroffen, die nochmals ein Minus von 20
Dollar pro 100 Pfund bedeutet. Verantwortlich dafür seien, so Fernando
Celis von der CNOC (Nationale Vereinigung der Kaffeeorganisationen) die
transnationalen Konzerne (Amsa, Expogranos, Café California/Neumann,
Becafisa/Nestlé); die den nationalen Kaffeehandel bestimmen. Sie führten
sogar Kaffee aus Brasilien, Indonesien und Ecuador nach Mexico ein, um
den Kaffeepreis niedrig zu halten. In Tapachula, einem Zentrum des
Kaffeeanbaus in Chiapas, demonstrierten bereits Mitglieder der
Kaffeekooperative “ Ismam“ gegen diese Preispolitik. Doch die Krise ist
nicht neu. Nach Auflösung von Inmecafé, des nationalen mexikanischen
Kaffeeinstituts, als Folge des Zusammenbruchs des internationalen
Kaffeeabkommens, gerieten die mexikanischen Kaffeebauern in die
Abhängigkeit der großen Kaffeehändler und Konzerne, denn das Inmecafé
regelte bis dahin Aufkauf und Vermarktung für die Mehrzahl der rund 280
000 Familien, die in den Bundesstaaten Guerrero, Oaxaca, Chiapas, San
Luis Potosi, Nayarit, Colima und Jalisco überwiegend vom Kaffeeanbau
leben. Es sind dies genau die Bundesstaaten, die zu den armen und
marginalen Zonen Mexikos zu rechnen sind und infolge dessen immer wieder
von Aufständen und Auseinandersetzungen betroffen waren. 1994 begannen
in Chiapas die Zapatisten und die indigene Bevölkerung einen Aufstand,
der Folge der dortigen katastrophalen Lebensbedingungen ist. Sie fuhren
Ende Februar dieses Jahres mit einer großen “ Marcha“ nach Mexico Stadt,
um von der Regierung Vicente Fox ihre schon mit der Vorgängerregierung
ausgehandelten kulturellen und indigenen Rechte einzufordern. Doch ob
die neue Regierung Zugeständnisse macht, ist ungewiss. Sie präsentiert
im Gegenzug einen Investitionsplan für die südöstlichen Regionen,
genannt Plan-Puebla-Panama, der vor allen Dingen den Ausbau einer „
Ersatzverbindung“ für den Panama-Kanal enthält. Neue Schnellstraßen und
Eisenbahnverbindungen zwischen den neu auszubauenden Häfen von
Coatzacoalcos am Atlantik und Salina Cruz am Pazifik sowie
Freihandelszonen mit Maquilas, den Billiglohnfabriken, die für den
Weltmarkt produzieren sollen. So sehen die Pläne der Regierung Fox aus,
um aus der Armutskrise herauszukommen. Doch das wird den indigenen
Kaffeebauern und Tagelöhnern der Kaffeefincas kaum helfen. Etwa 20 000
haben bereits den Bundesstaat Chiapas verlassen, so Luis Herrera Solis
von der Staatlichen Kaffeevereinigung Coscafe, um in den USA zu
arbeiten. Folge der unrentablen Ernte, die den Kaffeeproduzenten einen
60-prozentigen Verlust bescherte. Auch die Mitglieder der
Kaffeekooperativen sind betroffen. Kaffeebauer Martin, Mitglied der
Kooperative “ Mut Vitz“ , berichtet, dass aus seinem Ort San Cayetano
bereits 60 Leute in den Norden gegangen seien, um entweder in den
Maquilas zu arbeiten oder gleich in die USA zu emigrieren. Etwas
Hoffnung machen den 750 Kooperativen-Mitgliedern die Erfolge, die sie
mit ihren KaffeeExportverträgen mit fairen und alternativen
Handelsorganisationen in den USA, Deutschland und der Schweiz haben.
Diese zahlen zur Zeit etwa doppelt soviel (126 Dollar pro 100 Pfund) wie
auf dem Weltmarkt . In diesem Jahr haben sie vier Container 17 Tonnen
exportiert und hoffen auf mehr im nächsten Jahr. Sie sind dabei, ihren
Anbau ökologisch zertifizieren zu lassen, was ihnen einen noch besseren
Preis bei der nächsten Ernte bringen wird. In Deutschland wird der
Kaffee von der Hamburger Kooperative Café-Libertad in Weltläden
vertrieben. Dort gibt es auch Kooperativen-Kaffee von anderen indigenen
Produzenten aus Oaxaca und Chiapas, der von Gepa und Mitka importiert
wird. Den Großteil ihrer Kaffee-Ernte müssen die Produzent(inn)en jedoch
nach wie vor über die “ Coyotes“ an die großen Kaffeehandelshäuser
verkaufen, und die müssten ihre Preispolitik ändern, um einen Kollaps
der mexikanischen Kaffeeproduktion abzuwenden.
Inkota Brief 112 2/2000 Grobes Foul in El Salvador: Keine Verbesserung der Arbeits-bedingungen bei Adidas-Zulieferbetrieben von Jan Braunholz
https://www.inkota.de/fileadmin/user_upload/Material/INKOTA-Brief_112.pdf
Arbeitskonflikte bei Adidas Jungle World Nr. 24, 7. Juni 2000
Arbeitskonflikte bei Adidas
Kurz vor der Fußball-EM versucht sich die deutsche Firma Adidas durch Kontrolle der Arbeitsbedingungen in ihren internationalen Zuliefererbetrieben ein besseres Image zu verschaffen.
VON JAN BRAUNHOLZ
Fußball-Europameisterschaft – für den Sportartikelhersteller Adidas ist das die schönste Zeit des Jahres. Und doch läuft zur Zeit für die Firma mit Stammsitz in Deutschland nicht alles gut: Kurz vor der Eröffnung der EM werden am 3. Juni in der Kampagne für saubere Kleidung (KSK) organisierte Gruppen vor der Unternehmenszentrale in Herzogenaurach demonstrieren und zuvor gesammelte Sportschuhe zurückgeben. Anschließend geht es weiter zu der ebenfalls in der fränkischen Kleinstadt ansässigen Firma Puma.
Beide Unternehmen haben, wie viele andere auch, einen Großteil ihrer Produktionsstätten in den nahen und fernen Osten, nach Osteuropa oder Lateinamerika verlagert. Für Minimallöhne zwischen drei (China) und zehn (Mittelamerika) Mark am Tag werden dort in so genannten Schwitzbuden oder auch Maquilas (Mühlen) Sportartikel gefertigt.
Angesiedelt sind die Betriebe in Freihandelszonen, dort können sie ohne Steuerabgaben günstig produzieren. Gewerkschaften und Arbeitsrechte sind in diesen Produktionszonen Fremdwörter. Das betrifft vor allem die zumeist jungen Frauen, die dort als Näherinnen arbeiten. Frauen- und Menschenrechtorganisationen dokumentieren seit Jahren zahlreiche Bedrohungen, sexuelle Übergriffe und Schwangerschaftszwangstests. Wer sich wehrt, wird rasch gefeuert und findet sich anschließend auf einer Schwarzen Liste wieder.
Als es vor einigen Jahren zu einem Todesfall in der Maquila Mandarin (El Salvador) kam, wurden weltweit von Solidaritätsgruppen wie der KSK Boykott-Aktionen gegen den Mutterkonzern GAP in den USA durchgeführt. Erstmals und nach langen zähen Verhandlungen kam es im Anschluss zu einem Abkommen, das ein unabhängiges Monitoring bei Mandarin zur Folge hatte. Das bedeutet, dass einer BeobachterInnenorganisation freier Zugang ermöglicht wurde, um die Arbeitsbedingungen zu überprüfen, die ArbeiterInnen zu befragen und Verbesserungen mit den Besitzern auszuhandeln.
Als letzter der großen Sportartikelhersteller wollte vor den diesjährigen großen Sportevents Olympiade und Fußball-EM nun auch Adidas einigermaßen sozialverträgliche Arbeitbedingungen bei seinen rund 10 000 Zulieferfirmen einführen. Der Druck auf die deutsche Firma hatte nach einem vor zwei Jahren mit versteckter Kamera gedrehten TV-Bericht für das Magazin »Monitor« in der Adidas-Maquila Formosa (El Salvador) ständig zugenommen.
Da zudem die Weltfußball-Organisation Fifa für ihre Lizenzvergaben recht strenge Regeln aufgestellt hatte, wollte sich Adidas nun »freiwillig« einen Verhaltenskodex für die Maquilas geben. Der Konkurrenzdruck auf dem US-Markt scheint ein weiterer Auslöser für die Konzernleitung gewesen zu sein, um sich rechtzeitig gegen Kritik und mögliche Marktnachteile zu wappnen. Schließlich haben sich auch große US-Firmen wie Nike auf eine Regelung verpflichten lassen.
Es musste also gehandelt werden bei Adidas. Ein eigenes Überprüfungssystem wurde entwickelt, das nach Konzern-Aussagen »das beste der Welt« sei und für alle Adidas-Betriebe von Mittelamerika über Indonesien, China bis nach Bulgarien gelten sollte. Seit März 1999 wurde auch über die Einführung eines unabhängigen Monitorings zwischen der KSK und Adidas verhandelt. Dabei ging es auch um die Beteiligung der Grupo de Monitoreo Independiente (Gmies), die bereits im Fall Mandarin/GAP erfogreich mitgearbeitet hatte.
Doch bei einem Treffen kam weder das Dreiecksabkommen noch ein bilaterales zwischen KSK und Adidas zu Stande. Denn Adidas wollte Gmies verpflichten, sich im Rahmen einer Fortbildung dem US-Monitoringstandard anzupassen. Die Monitoring-Organisation stimmte nicht zu, und stellte Gegenforderungen, die wiederum von Adidas abgelehnt wurden: So gab es Differenzen bei der Anzahl der zu befragenden Arbeiterinnen und um einen Vertrauensbriefkasten, der von Gmies bei Formosa aufgehängt werden sollte. Adidas sah dafür keinen Anlass.
Adidas machte sich nun bei seinen Zulieferbetrieben sachkundig. Und die wollten auf keinen Fall Gmies-Mitarbeiter in ihren Betrieben dulden, da man eine Zunahme der gewerkschaftlichen Organisierung befürchtete. Wie Gmies-Mitarbeiterinnen berichteten, soll der Besitzer des Adidas-Betriebs in Formosa gesagt haben, »er wolle keine Kommunisten im Betrieb«. Viele der Maquila-Besitzer sind ehemalige Militärs oder Mitglieder der rechten Regierungspartei Arena, die in den achtziger Jahren für zahlreiche extralegale Hinrichtungen und die Finanzierung von paramilitärischen Todesschwadronen mitverantwortlich war.
Um sich nicht völlig die Blöße zu geben, setzt Adidas nun auf eine Untersuchung von außen: Die US-Gruppe Verité soll für einige Tage den Betrieb inspizieren und anschließend ihre Bericht an Adidas schicken. Gegenüber diesem Vorschlag sind aber sowohl die Arbeiterinnen als auch Gmies skeptisch. Bei einem externen Monitoring würden sich die Bedingungen meistens nur für zwei Wochen verbessern, danach sei alles wie zuvor.
Eine schöne Lösung für den Weltkonzern Adidas. Man könnte, was das Image angeht, mit dem ebenfalls in Formosa produzierenden Konkurrenten Nike gleichziehen. Und sollte das nicht klappen, lässt sich die Produktionsstätte ja immer noch verlegen. Wegen »Qualitätsmängeln bei der Fertigung«, wie es in anderen Fällen hieß. Nach Aussagen des Adidas-Pressesprechers Peter Csanadi wäre ein Wechsel zu einem anderen Zulieferer dem Unternehmen noch nicht einmal eine Presseerklärung wert. Zu einem anderen Fall erkärte er: »Ein ganz normaler Vorgang, bei uns ist dies der siebte oder achte Betrieb, den wir dieses Jahr wechseln.«
Zum Glück sind die bundesdeutschen Nationalkicker nicht auf die Serienproduktion angewiesen – sie haben eine Sonderausrüstung »Made in Germany«, die von den letzten 200 Adidas-Beschäftigten in Deutschland hergestellt werden.
Weiterführende Informationen unter:
www.cleanclothes.ch und www.saubere-kleidung.de